Klar, wenn man nach Borneo reist, will man eines auf jeden Fall: die nur noch dort und auf Sumatra lebenden einzigartigen Orang Utans erleben.
Ein paar Infos vorab
Auf der malaysischen Seite Borneos kommt man diesen faszinierenden Wesen am nächsten bei einem Besuch der beiden Auffang-, Aufzucht- und Auswilderungsstationen, dem Semenggoh Nature Reserve in der Nähe von Kuching im Bundesstaat Sarawak und dem Sepilok Orangutan Rehabilitation Centre in der Nähe von Sandakan im Bundesstaat Sabah.
Die Menschenaffen werden hier so aufgepäppelt und trainiert, dass sie (wieder) selbständig in der Wildnis (über-)leben können.
Fütterungen finden einmal morgens und einmal nachmittags statt. Die ausgewilderten Orang Utans können, wenn sie wollen und man als Besucher Glück hat, dann zu den Fütterungsplattformen kommen.
Bei den Orang Utans
Unser Trip durch Borneo führte uns unter anderem zum Kinabatangan River, wo wir diese faszinierenden Geschöpfe ungestört in freier Wildbahn vom sicheren Boot aus beobachten durften. Doch so nah wie in den beiden Auffangzentren Sepilok und Semenggho kamen wir ihnen dort nicht. Hier existieren keinerlei Zäune oder sonstige Abtrennungen, man wird lediglich instruiert, großzügig Abstand einzuhalten.
Zu Beginn verteilte ein Angestellter der Station auf der Fütterungsplattform einiges an Obst und Gemüse und begann, die Tiere mit Rufen aus dem dichten Urwald zu locken. Und tatsächlich, nach etwas Wartezeit hörte man es plötzlich im Laub rascheln und die Baumwipfel kamen in Bewegung. Kurz darauf hangelte sich auch schon der erste Orang Utan zur Plattform herunter und griff sich ein Stück Obst. Von uns Touristen ließ er sich dabei nicht weiter stören. Tatsächlich schauten einen die Menschenaffen zwischenzeitlich so unglaublich direkt, wissend und offensichtlich hochintelligent an, dass man Gänsehaut bekam.
Wir hatten wirklich Glück und durften sogar ein ausgewachsenes Männchen beobachten … sehr beeindruckend! Seine immense Kraft demonstrierte uns der riesige Orang Utan indem er eine Kokosnuss ganz locker mit einer Hand zerquetschte. Als Kontrast knöpfte er sich anschließend eine Banane vor, wobei er diese mit seinen großen langfingrigen Händen fein säuberlich schälte bevor er sie genüsslich verspeiste.
Unglaublich zärtlich und umsorgend ging eine Orang Utan Mutter mit ihrem Kleinen um, das völlig unbefangen herumtollte. Am liebsten wollte man selbst mit dem kleinen Kerl spielen und ihn knuddeln, aber klar, diese Tiere sind definitiv keine Kuscheltiere.
„Pssst, da kommt einer …“
Für uns war es ein einzigartiges und faszinierendes Erlebnis, diesen Tieren so nah sein zu dürfen und wir hoffen sehr, dass sie weiterhin in freier Wildbahn existieren können.
Sepilok
Ist man schon mal in der Gegend von Sepilok rentiert sich auch der Besuch des Rainforest Discovery Centre. Vom Baumwipfelpfad aus hat man eine tolle Aussicht und mit etwas Glück kann man verschiedenste Vogelarten, Reptilien und sogar Orang Utans sehen. Unterschiedlich lange Wanderungen über markierte Wege durch den Dschungel können problemlos auf eigene Faust unternommen werden. Geführte Touren und Nightwalks sind zusätzlich buchbar.
Ein paar Tipps zum Schluss
Uns wurde gesagt, dass die Chance auf eine Sichtung zu den Fütterungszeiten innerhalb der Früchtesaison geringer ist, da der Urwald zu dieser Zeit genügend Nahrung bietet. Die Wahrscheinlichkeit nimmt zusätzlich ab, wenn es stark regnet, denn wie wir erfuhren, mögen Orang Utans keinen Regen … was witzig ist, denn es regnet sehr viel und oft auf Borneo.
Bei den beiden oben genannten Zentren handelt es sich nicht um Zoos, es gibt also keine Garantie auf eine Sichtung!
In Sepilok konnte man junge Menschenaffen beim Training im Aufzuchtbereich durch große Glasscheiben beobachten. Wir standen offen gesagt mit sehr gemischten Gefühlen davor und hatten Bedenken, dass die Tiere vielleicht dadurch zu sehr an den Umgang mit Menschen gewöhnt werden, was für die spätere Auswilderung problematisch werden könnte.
Schon vor Beginn der eigentlichen Fütterung wurde die recht große Besuchergruppe ausgiebig über die Verhaltensregeln aufgeklärt, was leider viele Touristen nicht wirklich interessierte.
Zum Beispiel wurde man gebeten, sich ruhig zu verhalten, um die Affen nicht zu stören oder zu reizen. Das bekommen anscheinend viele Menschen noch nicht einmal für eine halbe Stunde am Stück hin … schade. Manch einer zog es sogar vor, währenddessen zu telefonieren … war das wirklich der Sinn einer solch außergewöhnlichen Reise?