Der Kinabatangan River Cruise stand zu recht gaaanz weit oben auf unserer Liste von Dingen, die wir auf Borneo auf jeden Fall unternehmen wollten … für uns ein unvergessliches Erlebnis.

Ein paar Infos vorab

Beim Kinabatangan River handelt es sich um den größten Fluss des malaysischen Bundesstaates Sabah auf Borneo. Der Fluss ist für seine einzigartige Flora und Fauna bekannt und die Region weist eine besonders hohe Artenvielfalt auf. In den tropischen Auwäldern, Altarm-Seen, Sumpfgebieten und Mangrovenwälder leben z.B. Orang-Utans, Nasenaffen sowie zahlreiche weitere Affenarten, Borneo-Zwergelefanten und unzählige Vogel-, Reptilien-, Amphibien- und Fischarten. Viele dieser Tiere sind sogar endemisch.
Durch die seit den 50er Jahren stetig fortschreitende Abholzung der Waldflächen rund um den Fluss gelten ihre Lebensräume als stark bedroht. Wir konnten das Ausmaß dieser unwiederbringbaren Zerstörung des Urwaldes auf unserer Reise selbst kaum glauben. Dies hat uns nachhaltig stark beeindruckt und in vielen Punkten unseres täglichen Lebens zum Umdenken bewegt.
Glücklicherweise erhielt das Gebiet Anfang des 21. Jahrhunderts den Status Kinabatangan Wildlife Sanctuary und der WWF Malaysia startete das Projekt Kinabatangan – Corridor of Life, um diese einzigartige Natur und Tierwelt weiterhin zu erhalten.
Vom Fluss aus bietet sich die beste Möglichkeit für Tierbeobachtungen mit traurigem Hintergrund: hinter dem Streifen aus ursprünglichem Regenwald am Flussufer findet man mittlerweile fast überall Palmölplantagen, weshalb den Wildtieren gar nichts anderes übrig bleibt, als dort Zuflucht zu suchen.

Auf dem Fluss

Wir buchten ein 3-Tage-Paket im Borneo Natural Sukau Bilit Resort, denn auf eigene Faust ist es kaum möglich, die dortige Gegend zu erkunden. Das Resort befand sich in perfekter Lage direkt am Flussufer und mehrmals täglich kann man an den im Paket enthaltenen Bootsfahrten teilnehmen.

Am schönsten fanden wir die Fahrten in der Morgendämmerung, da die Landschaft dann mit den über dem Fluss wabernden Nebelschwaden und der aufgehenden Sonne sehr mystisch wirkt.

Wir bekamen viele verschiedene Makaken- und Vogelarten, die ausschließlich auf Borneo lebenden, sehr witzig anzusehenden Nasenaffen und sogar mehrere Orang Utans, zum Teil mit Nachwuchs, zu Gesicht.
Ebenfalls sehr beeindruckend und aufregend war unsere erste Begegnung mit Krokodilen in freier Wildbahn. Ein nach Schätzung unseres Guides etwa vier Meter langes Exemplar glitt langsam entlang des Ufers durchs Wasser. Ein zweites, welches sich wohl durch unsere Anwesenheit gestört fühlte, rutschte plötzlich die Uferböschung herunter. Fauchend und mit weit geöffnetem Maul schwamm es unserem Boot entgegen. Laut unserem Guide wollte es wahrscheinlich die Brut in der Uferböschung beschützen und unser Bootsmann entfernte sich gaaanz langsam im Rückwärtsgang vom Krokodil, um es nicht weiter zu provozieren.

 

Drumherum

Wer möchte kann sich einem Nightwalk anschließen, bei dem man mit Gummistiefeln und Taschenlampe bewaffnet im Gänsemarsch über schlammige Pfade durch den Dschungel stapft. Wir konnten unzählige Insekten und schlafende Vögel, darunter auch den Kingfisher, aus nächster Nähe beobachten. Ebenfalls entdeckte unser Guide relativ frische Spuren der Zwergelefanten, leider jedoch nicht die dazugehörigen Verursacher.
Auf eigene Kosten unternahmen wir zusätzlich mit einem Guide einen Firefly Walk, wobei wir leider nur wenige Fireflies entdeckten. Zur richtigen Jahreszeit jedoch muss das Meer aus blinkenden Tierchen absolut fantastisch aussehen.

An dieser Stelle möchten wir euch auch das dort angebotene Tree Planting Project ans Herz legen. Gegen einen kleinen Geldbetrag kann man selbst einen Setzling im Dschungel pflanzen und somit zur kontinuierlichen Wiederaufforstung beitragen.

Bei den von uns gepflanzten Bäumchen handelte es sich angeblich um die Lieblingsbäume der Orang Utans, deren Früchte ihnen besonders gut schmecken sollen. Eine kurze Bootsfahrt brachte uns über einen sehr schmalen verwachsenen Nebenarm des Flusses zu einem Oxbowlake. Von dort aus ging es zu Fuß auf einem Trampelpfad durch den Dschungel. Auf einer kleinen Lichtung pflanzten wir unsere Bäumchen in der Hoffnung, dass sie eines Tages zu Urwaldriesen heranwachsen. Zudem konnten wir auf diesem kleinen Trek verschiedenste Insekten, Spinnen und Blutegel bestaunen … zum Glück blieb es beim Bestaunen.

 

Unterkunft und Gelände

Das idyllisch gelegene Resort bestand aus einzelnen Chalets und einem großzügigen gemeinschaftlichen Essensbereich … alles anhand von Holzstegen miteinander verbunden.
Unsere kleine Unterkunft mit eigenem Bad war hübsch, sauber und ordentlich.
Das großartige Team vor Ort sorgte für alles und war sehr hilfsbereit.
Verhungern wird man auf dieser Tour übrigens garantiert nicht, denn es gibt dreimal täglich reichhaltige und leckere Buffets und sogar einen Nachmittagssnack. Kaffee, Tee und Wasser erhält man fast rund um die Uhr, lediglich Softdrinks und Alkohol werden separat gezahlt.

 

An- und Abreise

Vorab hatten wir keine feste Buchung für die Kinabatangan Tour, da wir nicht wussten, wann wir genau wo auf Borneo sein würden. In Kota Kinabalu erhielten wir dann überraschend in der von uns gebuchten Unterkunft ein unschlagbares Angebot für die vorher beschriebene 3-Tages-Tour und schlugen kurzerhand zu.
Der im Preis inbegriffene Transfer zur Kinabatangan River Cruise holte uns in Sandakan direkt am Hotel ab und brachte uns in etwa 2,5-stündiger Fahrt zum Resort.
Nach unserem Aufenthalt am Kinabatangan setzte uns der Transfer an unserem Zielort bei Sepilok ab. Alles lief sehr unkompliziert und problemlos.

Ausrüstung

Wanderschuhe benötigt man hier nicht, im Endeffekt reichen FlipFlops, da man bei den Trekkingtouren sowieso wegen der Blutegel Gummistiefel gestellt bekommt.
Ansonsten sind leichte und schnell trocknende (Funktions-) Kleidung und eine Regenjacke empfehlenswert.
Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor und Moskitospray sollte man überall auf Borneo dabei haben.
Wichtig ist eine Taschenlampe und/oder eine Kopflampe.

Ein paar Tipps zum Schluss

Der Ausflug war insgesamt recht straff durchgetaktet, jedoch von dem netten Team super organisiert. Wir empfanden es nicht als stressig, denn man muss selbstverständlich nicht alles mitmachen und es gab zusätzlich buchbare Optionen.
Die Tage begannen ziemlich früh morgens gegen 5:00 Uhr, aber man ging sowieso früh ins Bett, da es ab 22:00 Uhr keinen Strom mehr gab.
Zur Mittagszeit hält hier jeder Siesta, sowohl Mensch als Tier, denn es ist einfach zu heiß.
Generell ist man in kleinen Gruppen unterwegs und dass man sich mit vielen Menschen an einem Ort aufhielt bekam man nur zu den Essenszeiten mit.
Uns wurde von anderen Gästen von dem einfacheren Kinabatangan Jungle Camp vorgeschwärmt, wir waren aber ehrlich gesagt sehr happy mit unserer Wahl.
Es waren drei ereignisreiche und faszinierende Tage für uns, so viel Wildlife hatten wir bisher noch nie zu Gesicht bekommen. Natürlich handelt es sich hier um keinen Zoo, eine Garantie auf Tiersichtungen gibt es nicht.
Der Fluss selbst ist aufgrund des Bodens sehr braun und undurchsichtig. Bitte kommt niemals, wirklich niemals, auf die Idee, hier ein Bad zu nehmen … das kann schnell tödlich enden. Die hier lebenden Leistenkrokodile können eine Länge von etwa 7 Metern erreichen.

Wer zufällig von Kudat am Tip of Borneo aus anreist und richtig gerne fliegt sollte unbedingt das Flugzeug nach Sandakan nehmen. Für uns war das ein wirklich tolles Erlebnis: der winzige Flieger mit seinen 12 Sitzplätzen ruckelte und hüpfte unterhalb der Wolkendecke dahin und bot eine großartige Sicht … übrigens auch auf die Piloten.

 

Sandakan selbst empfanden wir als sehr hässlich und dreckig und waren heilfroh, nur eine Nacht in dieser Stadt verbringen zu müssen. Unser persönliches und einziges Highlight: ein wirklich toller, geselliger und unverhofft langer Abend im Balin Roof Garden Bar & Bistro … die Cocktails auf der schönen Dachterrasse waren einfach genial.